Wie sieht der digitale Bürger von Morgen aus?
In unserer vom technologischen Wandel geprägten Welt ist der Zugang zu digitalen Dienstleistungen zunehmend Normalität geworden. Effektive digitale Dienste können Kunden ein reibungsloses und durchgängiges Kundenerlebnis ermöglichen. Doch im Kontakt mit öffentlichen Verwaltungen besteht bis heute eine grosse Lücke bezüglich digitalem Behördenverkehr: die digitale Identifizierung. Es stellt sich die Frage, wie sich Bürger in einer von Digitalisierung getriebenen Welt zukünftig ausweisen werden?
Heute weisen Bürger ihre Identität weitgehend durch einen physischen Reisepass oder eine Identitätskarte aus. Bei Interaktionen in der digitalen Welt ist dieser Identitätsnachweis jedoch schwieriger. Die E-ID besteht aus einem Set von identifizierbaren Daten (unter anderem Name, Vorname, Geburtsdatum), die durch den Staat verifiziert werden. Die digitale Bereitstellung dieser Daten ermöglicht eine vereinfachte Abwicklung von Online-Geschäften für Bürger- ob bei Interaktionen mit Unternehmen oder Behörden.
Das Thema der E-ID hat weltweit an Dynamik gewonnen. Einerseits, da technologische Fortschritte heute nutzerfreundliche Werkzeuge für die Realisierung einer E-ID zur Verfügung stellen. Andererseits, da Bürger sich zunehmend eine vereinfachte und digitale Abwicklung von Verwaltungsservices wünschen. Laut einer aktuellen Deloitte-Umfrage Digital Government Survey 2020 bevorzugen Schweizer landesweite und einheitliche digitale Lösungen und wünschen sich unter anderem mehr und bessere digitale Services bei administrativen Aufgaben wie Passangelegenheiten sowie verstärkte eVoting-Möglichkeiten.
Digitale Regierungstransformation- Opportunität und Herausforderung
Um den Bedürfnissen der Bürger gerecht zu werden, bemühen sich Regierungen vermehrt kundenzentrierte, benutzerfreundliche- und digitale Lösungen zu präsentieren. Sowohl wirtschaftlich fortgeschrittene Nationen als auch aufstrebende Staaten nutzen heute bereits digitale Identifikationsmechanismen wie Smartcards oder biometrische Datensysteme.
In der Europäischen Union soll beispielsweise durch das «Once-Only Projekt» bis 2022 ein System zur einheitlichen Identitätsidentifikation von EU Bürgern und Unternehmen geschaffen werden. Dies wird die grenzüberschreitenden Geschäftsaktivitäten fördern wie auch die administrativen Lasten für Bürger reduzieren. In Ländern wie Estland sind digitalisierte Verwaltungsdienstleistungen bereits Realität. Eine einheitliche digitale Identifikation erlaubt den Bürgern, ihre Wahlzettel elektronisch abzugeben, ihre Gesundheitsdaten jederzeit online abzurufen und Verwaltungsdienstleistungen wie Scheidungsverfahren oder Immobilientransaktionen digital abzuhandeln. Die Einführung von digitalen Unterschriften allein hat Estland bereits 2 Prozent des jährlichen BIP eingespart.
Wichtige Grundpfeiler für die Elektronische Identität
Deloitte hat im Rahmen des Deloitte-Serie Government Trends 2020 folgende Schritte identifiziert, die Regierungen bei der Umsetzung einer elektronischen Identität unterstützen können.
- Rechtliche und politische Grundlagen zur Definition der Ziele, des Umfangs wie der institutionellen Rechenschaftspflicht bezüglich der E-ID schaffen.
- Datenschutzleitsätze basierend auf dem Privacy-by-Design Prinzipien etablieren und damit die Privatsphäre und Rechte der Bürger schützen.
- Eine ganzheitliche Roadmap für die Einführung der E-ID erstellen, welche die Digitalisierung aller relevanter Regierungsdienste einplant und den Einbezug privater Dienstleistungen sicherstellt.
- Verschiedene digitale Lösungen zur Authentifizierung der Bürger wie Smartcards, Gesichtserkennung und biometrische Daten in Betracht ziehen.
Die Schweiz hat bereits einige der vier genannten Schritte umgesetzt. Auf Bundesebene wurde Ende 2019 eine E-Government Strategie 2020-2023 mit konkreten Handlungsfeldern definiert, wie auch ein entsprechender Umsetzungplan erstellt. Zur Umsetzung des darin verfassten strategischen Ziels «Nationaler Basisdienste für den elektronischen Behördenverkehr bereitstellen» wurde als Ziel explizit die Einführung der E-ID festgelegt. Einige Kantone haben seither benötigte rechtliche Grundlagen geschaffen und erste E-ID Projekte wurden in Basel Stadt, Zug, Neuenburg und Freiburg gestartet.
Es zeigt sich, dass einige Kantone bezüglich dem Ausbau der elektronischen Identität vorangeschritten sind und der Bund die entsprechenden strategischen Grundlagen erarbeitet hat. Die Einführung von landesweiten rechtlichen Rahmenbedingungen für die E-ID stellt dennoch eine politische Herausforderung dar. Nach das Parlament das neue Bundesgesetz über elektronische Identifizierungsdienste 2019 mit grossem Mehr annahm, wurde durch ein Komitee ein Referendum eingereicht. Das Referendum setzt sich für eine rein staatliche Lösung zum Betrieb und Ausstellung der E-ID ein, wobei das Gesetzt als Anbieter der E-ID auch private Unternehmen vorsieht.
Die geplante Volksabstimmung bezüglich des Bundesgesetzes über elektronische Identifizierungsdienste wird nun weiter definieren, wie die Schweizerinnen und Schweizer den nächsten Schritt in Richtung Digitalisierung der Verwaltungsservices gestalten möchten.
Die E-ID bringt das Potenzial mit sich, bürokratische Prozesse zu vereinfachen und kundenzentrierter zu gestalten. Effektive rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen müssen jedoch als Grundlage geschaffen werden, um elektronische Identifizierungen sicher und transparent zu gestalten.
Lesen Sie weitere Beispiele zu den neusten Trends in der öffentlichen Verwaltung im ausführlichen Bericht in der Deloitte-Serie Government Trends 2020.
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