Small is beautiful – Wie Mikromobilität für Bürger, Städte und Anbieter einen Mehrwert generiert
E-Bikes und E-Roller tauchten plötzlich und in grosser Zahl in den Städten auf. Auch in der Schweiz stossen die alternativen Fortbewegungsmittel für Kurzstrecken auf grosse Beliebtheit. Nachvollziehbar, denn die Dienste, die sich unter dem Sammelbegriff Mikromobilität zusammenfassen lassen, haben viel Potenzial. Doch wie alle Neueinsteiger in ein etabliertes und funktionierendes System stossen Mikromobilitätsservices auch auf Widerstände und erzeugen Spannungen. Das ist am deutlichsten an den oft schwierigen Beziehungen zwischen Stadtverwaltungen und Service-Anbietern zu sehen. Die Herausforderung besteht darin, das Mikromobilitätsangebot so zu gestalten, dass es den Interessen aller involvierten Akteure dient.
Mikromobilität: Ursprünge, Entwicklungen und Vorteile
Für die Definition von Mikromobilität können verschiedene Kriterien herangezogen werden. Am einfachsten lässt sich Mikromobilität aber im Zusammenhang mit der bestehenden Verkehrsinfrastruktur beschreiben: Mikromobilität umfasst Transportmittel, die den Fahrradweg auf eine Weise nutzen, die ursprünglich so nicht vorgesehen war. Spricht man heute von Mikromobilität umfasst dies also grundsätzlich elekronische und nicht-elektonische «shared» Roller oder Fahrräder. Zukünftig werden jedoch zahlreiche Weiterentwicklungen in Bezug auf Form, Grösse und Fähigkeit erwartet, welche diese Definition erweitern könnten.
Obwohl Mikromobilitätsservices nicht neu sind – die Ursprünge gehen auf die Erfindung des Fahrrades zurück – haben sich diese Fortbewegungsmittel erst in den letzten Jahren zu einer potenziellen Lösung der urbanen Mobilität entwickelt. Die Serviceangebote, die von Entwicklungen im Bereich der GPS-Überwachung, mobiler Zahlungsmethoden oder sinkender Batteriekosten profitiert haben, überzeugen zum einen durch ihre Flexibilität. Weiter ermöglicht die «richtige Dimension» der Fahrzeuge, dass der vorhandene Raum optimal genutzt und dadurch der ökologische Fussabdruck verringert werden kann. Mikromobilität kann somit helfen, einige der grössten Herausforderungen der Mobilität im städtischen Raum zu bewältigen: Verkehrsüberlastung, Emissionen und schlechte Luftqualität.
Mikromobilität, ein Déjà-vu für viele Städte
Trotz dieser Vorteile führt Mikromobilität oft zu Spannungen zwischen Serviceanbietern und lokalen Verwaltungen. Das rasante Wachstum der Mikromobilitätsdienste hat viele Verwaltungen überrascht und wird teilweise als unwillkommene Wiederholung der Erfahrungen mit den «ride hailing»-Diensten (wie z.B. Uber) betrachtet. Dabei lassen sich die Bedenken vieler Städte in drei Punkten zusammenfassen:
1. Nutzung des öffentlichen Wegrechts
Der Ursprung der Einwände vieler Städte gegen Mikromobilität liegt in der realen oder wahrgenommenen Art und Weise, wie die Fahrzeuge den öffentlichen Raum nutzen (Gehwege, Fahrradwege oder Strassen). So sehen sich Fussgänger beispielsweise plötzlich mit motoristierten Fahrzeugen in «ihrem» Raum konfrontiert, was zu Bedenken bezüglich dem notwendigen Platzbedarf führt.
2. Sicherheit
Ein wichtiges Anliegen für Städte ist die Sicherheit, sowohl für die Benutzer der Mikromobilitätsservices als auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer.
3. Daten
Die skeptische Reaktion von politischen Entscheidungsträgern führt daher, dass ein regelmässiger Informationsaustausch zwischen Mikromobilitätsanbietern und lokalen Verwaltungen kaum stattfindet. Obwohl sich E-Bikes und E-Scooter in den Städten materialisiert haben, wissen Regierungsvertreter kaum, wie, wann und wo diese Fahrzeuge eingesetzt und benutzt werden.
Kompromiss und Zusammenarbeit
Trotz der bestehenden Skepsis stellt Mikromobilität eine enorme Chance für Städte und Dienstleister dar. Politische Entscheidungsträger und Mikromobilitätsanbieter sollten daher zusammen einen Weg finden, der dem öffentlichen Wohl dient, die Ziele der Stadt erfüllt und es der Privatwirtschaft ermöglicht, nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Unabhängig davon, wie die Zusammenarbeit genau gestaltet würde, kämen Regierungen und Anbietern zentrale Rollen zu. So ist es wichtig, dass sich Regierungen bei der Regulierung neuer Technologien bestimmten Leitprinzipien, wie adaptiven oder ergebnisorientierten Regulierungen, verschreiben. Ausserdem sollten sich Städte der modalen Neutralität verpflichten und Mobilitätsentwicklungen, wie die Mikromobilität, grundsätzlich begrüssen.
Bei Anbietern ist es hingegen wichtig, dass sie proaktiv auf die Anliegen der Städte eingehen. Sicherheitsbedenken könnten beispielweise mit der Bereitstellung von Helmen angegangen werden. Zudem können Anbieter die Beziehungen positiv beinflussen, indem sichergestellt wird, dass Städte über die notwendigen Daten verfügen, um eine informierte Politik zu betreiben. Weiter sollten sich Mobilitätsdienstleister dafür einsetzen, dass ihre Dienste einen Mehrwert für das gesamte Verkehrsnetz generieren. Ein früher und regelmässiger Austausch mit politischen Entscheidungsträgern kann Abhilfe schaffen.
Durch eine solche Herangehensweise könnte sichergestellt werden, dass das richtige Gleichgewicht zwischen der Wahrung des öffentlichen Interesses sowie der Förderung von Innovationen gefunden wird. Dies kommt letztlich den Verbrauchern und dem gesamten Verkehrssystem zugute.
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