Die Büros der Zukunft: Warum das Potenzial der neuen Arbeitswelt noch zu wenig genutzt wird
Dank Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur und neuen Technologien ist eine wachsende Mehrheit der Schweizer Beschäftigten nicht mehr an fixe Orte und Zeiten gebunden. Diese steigende Flexibilität schafft Potenzial für eine effizientere Nutzung der Arbeitsflächen, eine Reduktion der Arbeitswege und eine Erhöhung der Leistung und Zufriedenheit der Mitarbeiter. Wie eine neue Studie von Deloitte Schweiz zeigt, wird dieses Potenzial aber noch viel zu wenig genutzt. Zum einen haben viele Unternehmen ihren Arbeitsplatz noch nicht genügend an die neue Arbeitswelt angepasst. Zum anderen hinkt das geltende Arbeitsgesetz der Realität der neuen Arbeitswelt in vielen Bereichen hinterher.
Angetrieben durch neue Technologien und die zunehmende Globalisierung hat sich die Schweizer Arbeitswelt in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Eine wachsende Mehrheit der Schweizer Beschäftigten arbeitet mittlerweile in einem Büro, ist auf digitale Geräte angewiesen und geht wissensintensiven Tätigkeiten nach. Das führt dazu, dass viele dieser Beschäftigten und deren Arbeitsoutput nicht mehr an fixe Orte und Zeiten gebunden sind.
Diese steigende Flexibilität schafft Potenzial für eine effizientere Nutzung der Arbeitsflächen, eine Reduktion der Arbeitswege und eine Erhöhung der Leistung und Zufriedenheit der Mitarbeiter. Wie eine neue Studie von Deloitte Schweiz zeigt, wird dieses Potenzial aber leider noch zu wenig genutzt. Entscheidend dafür sind im Wesentlichen zwei Gründe.
Aufholbedarf bei Schweizer Unternehmen
Zum einen hat sich die Arbeitsumgebung noch zu wenig auf den Wandel der Arbeitswelt angepasst. Home-Office, Co-Working oder Open-Space-Offices sind zwar mittlerweile bekannte Begriffe, jedoch haben viele Unternehmen diese Konzepte erst unzureichend umgesetzt. Eine von Deloitte durchgeführte repräsentative Umfrage unter 1000 in der Schweiz ansässigen Büroangestellten zeigt, dass heutige Arbeitsplatz-Ökosysteme noch zu wenig auf Flexibilität, Kollaboration und Konnektivität ausgerichtet sind, sowohl in der öffentlichen Verwaltung als auch in der Privatwirtschaft.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass die unterschiedlichen Dimensionen des Arbeitsplatz-Ökosystems noch zu wenig aufeinander abgestimmt sind. Nicht selten richtet sich eine Umgestaltung oder Neukonzeption des Arbeitsplatzes zu stark auf die Anpassung der physischen Räume aus und vernachlässigt dabei ebenfalls notwendige Anpassungen der Unternehmensstruktur und -kultur. Wie die Umfrage zeigt, fehlt es beispielsweise häufig an Unterstützung der Vorgesetzten: Nur 30% der befragten Büroangestellten gaben an, dass Ihre Vorgesetzten flexibles Arbeiten unterstützen würden.
Verbesserungspotenzial gibt es auch bei der Nutzung und Anwendung der Technologie, die ebenfalls entscheidend ist, um örtliche und zeitliche Flexibilität zu gewährleisten und die Kollaboration und Konnektivität zu erhöhen. Zwar hat die Mehrheit der befragten Büroangestellten mobilen Zugang auf alle Systeme und Prozesse, jedoch stellt der Arbeitgeber 42% der Befragten keine digitalen Geräte zur Verfügung, mit denen sie mobil arbeiten können.
Dass viele Schweizer Unternehmen ihren Arbeitsplatz erst unzureichend an die neue Arbeitswelt angepasst haben, bedeutet nicht, dass es keine positiven Beispiele und Vorreiter der Arbeitsplatz-Transformation gibt. Einige davon sind im öffentlichen Sektor angesiedelt. So gehören etwa die Swisscom, die Post oder die SBB zu jenen Firmen, die seit Jahren flexible Arbeitsformen propagieren und vorleben. Auch unternehmensübergreifende Initiativen wie Work Smart bringen die Transformation der Schweizer Wirtschaft voran indem sie Unternehmen und Institutionen bei der Umsetzung von flexiblen Arbeitsformen unterstützen.
Notwendige Anpassung des Arbeitsgesetzes
Zum anderen wird das Potenzial noch zu wenig genutzt, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch zu wenig auf den Wandel der Arbeitswelt angepasst wurden. Neben flexiblen Arbeitsplätzen und -formen, modernen Technologien und einer vertrauensvollen Unternehmenskultur bräuchte es auch ein Entgegenkommen des Gesetzgebers.
Das Schweizer Arbeitsgesetz orientiert sich noch immer stark an der Industriegesellschaft und wird der modernen Arbeitswelt in vielen Bereichen nicht mehr gerecht. Angebracht wäre deshalb eine Flexibilisierung, nicht zuletzt im Bereich der obligatorischen Ruhezeit. Mitarbeiter sollen nicht länger arbeiten müssen, sondern flexibler und selbstbestimmter arbeiten können. Entscheidend ist, dass sich sowohl berufliche als auch private Ziele erreichen lassen, ohne dass man sich an einen restriktiven Zeitplan halten muss. Mit anderen Worten, flexiblere Arbeitsplätze und -formen erfordern flexiblere gesetzliche Rahmenbedingungen.
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