Die digitale Innovationsfähigkeit der Schweiz: gut, aber nicht gut genug - Public Sector Insight

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Im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern schneidet die Schweiz bei der digitalen Innovationsfähigkeit insgesamt gut ab – sie liegt auf dem 8. Platz. Gleichwohl ist der Abstand zu den Spitzenplätzen relativ gross. Mit gezielten Massnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen liesse sich die digitale Innovationsfähigkeit der Schweiz und dadurch langfristig auch das Produktivitätswachstum und der Wohlstand des Landes erhöhen. Zu diesen Massnahmen sind etwa eine Stärkung der MINT-Fächer, eine bessere Verankerung von IKT-Kompetenzen und Unternehmertum in der Grundausbildung oder eine Senkung der regulatorischen Hürden zu zählen. Handlungsbedarf besteht zudem im Bereich E-Government, wo die Schweiz im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern unterdurchschnittlich abschneidet.

Hohe Wettbewerbsfähigkeit, niedrige Arbeitslosigkeit und niedrige Staatsschulden – die Schweizer Wirtschaft steht im Vergleich mit anderen Industrieländern ausgesprochen gut da. Nur ein Indikator vermag dieses positive Bild zu trüben: das Produktivitätswachstum. Dieses hat sich in den letzten Jahren nicht nur abgeschwächt, es lag auch deutlich unter demjenigen anderer Industrieländer.

Abnehmendes Produktivitätswachstum trotz zunehmender Digitalisierung

Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass der Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeitswelt und die Gesellschaft deutlich zugenommen hat. Anders gesagt scheinen sich die Fortschritte der Digitalisierung der letzten Jahre noch kaum auf die Schweizer Produktivitäts-Statistiken ausgewirkt zu haben. Eine Haupterklärung dafür ist, dass sich digitale Technologien vorwiegend im Konsumentenbereich bemerkbar gemacht haben, eine breite Anwendung auf Unternehmensseite jedoch noch zu wenig stattgefunden hat.

Trotz abnehmendem Produktivitätswachstum können kaum Zweifel daran bestehen, dass digitale Technologien das derzeit grösste Potenzial bieten, die Produktivität und damit den Wohlstand der Bevölkerung langfristig zu steigern. Entscheidend dafür ist aber, wie innovationsfähig bzw. wie gut gerüstet die Schweiz und die hier ansässigen Unternehmen sind, dieses Potenzial effektiv zu nutzen.

Wie innovativ ist die Schweiz?

Um dies zu messen, hat Deloitte in Zusammenarbeit mit BAK Economics den Index «Digitale Innovationsfähigkeit» entwickelt. Dieser zeigt auf, wie die Schweiz im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern bei der Entwicklung, Anwendung und Kommerzialisierung digitaler Technologien aufgestellt ist. Drei Hauptbereiche stehen im Zentrum des Index: Talente, Start-ups sowie Investitionen und Patente.

Insgesamt schneidet die Schweiz relativ gut ab. Sie liegt mit 51 Punkten auf Rang 8 von 35 gemessenen OECD-Ländern. Gleichzeitig beträgt der Rückstand auf die erstplatzierten USA aber ganze 16 Punkte. Das zeigt: Es gibt noch viel Luft nach oben. Am besten schneidet die Schweiz bei den Talenten ab, am schlechtesten bei den Start-ups.

Aufholbedarf bei E-Government

Für die Schweiz und damit in erster Linie den Staat gibt es in jedem der drei analysierten Hauptbereiche verschiedene Massnahmen, die getroffen werden können, um die Rahmenbedingungen und damit die digitale Innovationsfähigkeit zu verbessern. Dazu zählen etwa eine Stärkung der MINT-Fächer, eine bessere Verankerung von IKT-Kompetenzen und Unternehmertum in der Grundausbildung, eine Senkung der regulatorischen Hürden – nicht zuletzt bei Unternehmensgründungen – oder eine verstärkte Zusammenarbeit von Bildungsinstitutionen, Unternehmen und Verbänden.

Aufholbedarf besteht zudem im Bereich E-Government. Auch wenn sich die Schweiz in den letzten Jahren verbessert hat, schneidet sie im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern bei Online-Dienstleistungen des Staates immer noch unterdurchschnittlich ab, insbesondere im Bereich Benutzerorientierung oder Nachvollziehbarkeit. Eine Verbesserung dieser Stellung würde Start-ups und Unternehmen im Allgemeinen entlasten. Denn je einfacher und schneller diese mit den Behörden interagieren können, desto geringer sind der administrative Aufwand und die Kosten. Das gilt insbesondere auch für Unternehmensgründungen.

Gute Rahmenbedingungen statt Industriepolitik

Insgesamt zeigt sich, dass der Staat mit den richtigen Massnahmen die digitale Innovationsfähigkeit der Schweiz verbessern und dadurch das Produktivitätswachstum erhöhen könnte. Ebenso klar ist aber, dass die Schweiz gut daran tut, auf eine gezielte Industriepolitik zu verzichten und sich auf das Setzen möglichst guter Rahmenbedingungen zu beschränken. Letztlich liegt der Ball deshalb bei den Unternehmen. Je stärker diese auf die Entwicklung und Anwendung digitaler Innovationen und die Optimierung ihrer Prozesse setzen, desto grösser der Einfluss auf die Produktivität.

Mehr Informationen finden Sie in unserer Studie "Die digitale Innovationsfähigkeit der Schweiz"

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Philipp Roth - Partner, Public Sector

Philipp Roth ist Partner bei der Deloitte Consulting AG und ist Leiter des öffentlichen Sektors in der Schweiz. Mit mehr als 17 Jahren Projekterfahrung in der Bundesverwaltung, sowie in verschiedenen Kantonen und Städten, verfügt er über ein sehr grosses Fach- und Prozesswissen. Zudem hat Philipp verschiedenste Organisationen im Bereich Digitalisierung und Automatisierung, sowie auf strategischer als auch auf operativer Ebene beraten.

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Luc Zobrist - Ökonom, Schweizer Research Team

Luc Zobrist ist Ökonom bei Deloitte in Zürich. Seine Spezialgebiete sind Consumer Business und Innovation. Bevor er im Dezember 2014 zu Deloitte kam, war er bei einem der grössten Think-Tank für die gesellschafts- und wirtschaftspolitische Entwicklung des Standorts Schweiz tätig. Luc Zobrist hat einen Masterabschluss in Public Management and Policy mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre der Universität Bern.

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