USA Korrespondent SRG, Peter Düggeli
Im Rahmen der Interviewserie teilen Persönlichkeiten aus der Schweizer Politik, Wirtschaft, Forschung und Medien ihre Meinungen zu technologischen Entwicklungen, Erwartungen an die Schweizer Verwaltungen und empfehlen ihr Lieblingsbuch. Die Äusserungen und Meinungen in den Interviews sind persönlicher Natur. Im Rahmen der Serie beziehen Exponenten unterschiedlicher Organisationen und Parteien Stellung. Deloitte ist unabhängig, neutral und unterstützt keine politischen Institutionen.
Was schätzen Sie an der Schweiz?
Das Kleine, das „Herzige“, die Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und die grosse Vielfalt (kulturell, geografisch, topografisch, etc.) auf so kleinem Raum.
Welchen Bezug haben Sie zum öffentlichen Sektor (Verwaltung, Gesundheitswesen, öffentlicher Verkehr) in der Schweiz?
Als Auslandkorrespondent in Washington schätze ich das Gesundheitswesen und den öffentlichen Verkehr ausserordentlich - aus persönlichen Erfahrungen, aber auch mit dem distanzierten, einordnenden Blick aus den USA. Hier haben längst nicht alle eine ausreichende Krankenversicherung, der Zugang zu guter Medizin ist oft eine Frage des Geldbeutels, der öffentliche Verkehr ist schlecht ausgebaut. Der Kontakt mit öffentlichen Ämtern hier in den USA scheint mir etwas komplizierter als in der Schweiz. Starre bürokratische Abläufe werden eingehalten, auch wenn sie dem gesunden Menschenverstand widersprechen. In der Schweiz nehme ich Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes als relaxter wahr.
In Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Sektor, welche Prozesse würden Sie am liebsten optimieren?
Nichts Konkretes: Ich habe in öffentlichen Verwaltungen gearbeitet, kenne solche Institutionen natürlich als Bürger und hatte als Journalist immer wieder mit ihnen zu tun. Natürlich gibt es Prozesse, die vielen Menschen als (zu) bürokratisch erscheinen. Vieles liegt aber in der Natur der Sache. Öffentliche Verwaltungen sind nicht gewinnorientierte Institutionen. Andere Ziele sind wichtiger als reine Effizienzsteigerung und optimierte Prozesse. Zudem bevorzugen demokratisch gewählte Politiker an der Spitze eher das Bewahrende, Herkömmliche. Veränderungsprozesse können für sie ein politisches Risiko darstellen. Und last but not least können auch Parlamente, also die Gesetzgeber, bremsend wirken, wenn es darum geht Prozesse zu optimieren und Veränderungen voranzutreiben.
Welche Erwartungen haben Sie als Bürger an die Schweizer Verwaltungen?
Freundlichkeit und Kompetenz. Der Bürger soll als Kunde betrachtet werden, nicht als Steuern-zahlendes Übel.
Was würden Sie in der Schweiz sofort ändern, wenn Sie die Möglichkeiten dazu hätten?
Das Streben an die Spitze wird in der Schweiz gesellschaftlich tendenziell zu stark geächtet, finde ich. Es ist keine Schwäche, gut sein zu wollen, die/der Beste sein zu wollen. Ich habe das Gefühl, man orientiert sich bei uns tendenziell eher gegen die Mitte, gegen den Durchschnitt statt gegen die Spitze. Auch wenn jemand wirtschaftlichen Erfolg zeigt, löst das bei vielen sofort Ablehnung aus. Ich wünsche mir einen „entkrampfteren“ Umgang bei diesen Themen.
Wo sehen sie die grössten Herausforderungen für die Schweiz in den nächsten Jahren?
Wirtschaftlich innovativ und qualitativ „top“ bleiben. Dafür geniesst die Schweiz in den USA ein sehr hohes Ansehen. Das erfahre ich hier immer wieder, egal wo ich hinreise, egal, mit wem ich spreche.
Welche Technologie fasziniert Sie zurzeit am meisten?
Ich bin nicht so ein Technologie-Freak, kann immer noch Dinge bewundern, an die wir uns längst gewöhnt haben. Internet, GPS, etc. Kürzlich habe ich in einem IMAX-Kino einen 3D-Film über die Internationale Space Station (ISS) gesehen. Ein Weltraum-Spaziergang, still amazing!
Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne zu Abend essen – und warum?
Ich möchte die Fliege an der Wand sein, wenn Präsident Trump und seine Tochter und Beraterin Ivanka zusammen zu Abend essen und Klartext reden...
Welches Buch empfehlen Sie als „Must Read“?
Ich lese momentan fast nur Sachbücher, sorry. Wer sich für amerikanische Politik interessiert, sollte das folgende Buch lesen: Devil’s Bargain – Steve Bannon, Donald Trump and the Storming of the Presidency. Es zeigt, wie wichtig Chefberater Bannon ideologisch und organisatorisch bei Trumps Wahl war. Wie Steve Bannon dem nationalistischen Populismus des Präsidenten einen ideologischen Boden gibt. Auch nach dem Abgang Bannons und dem Bruch mit dem Präsidenten immer noch eine äusserst interessante Lektüre.
Weitere Interviewserien
- Nationalrätin SP, Min Li Marti
- Staatssekretär SBFI - Mauro Dell‘Ambrogio
- VR-Präsident Greater Zurich Area AG, Balz Hösly
- Die Müller-Möhl Foundation, Carolina Müller-Möhl
- Generalsekretär UVEK, Toni Eder
- KMU SWISS AG, Armin Baumann
- BDP, Martin Landolt
- FDP. Die Liberalen - Christian Wasserfallen
- Universität St. Gallen - Prof. Dr. Kuno Schedler
- Bundesamt für Umwelt – Marc Chardonnens
- Avenir Suisse – Dr. Peter Grünenfelder
- Staatslabor - Alenka Bonnard
- Economiesuisse - Monika Rühl
- Bundesamt für Verkehr – Peter Füglistaler
- Switzerland Global Enterprise – Daniel Küng
Comments
You can follow this conversation by subscribing to the comment feed for this post.
Verify your Comment
Previewing your Comment
This is only a preview. Your comment has not yet been posted.
As a final step before posting your comment, enter the letters and numbers you see in the image below. This prevents automated programs from posting comments.
Having trouble reading this image? View an alternate.
Posted by: |