Generalsekretär UVEK, Toni Eder
Im Rahmen der Interviewserie teilen Persönlichkeiten aus der Schweizer Politik, Wirtschaft, Forschung und Medien ihre Meinungen zu technologischen Entwicklungen, Erwartungen an die Schweizer Verwaltungen und empfehlen ihr Lieblingsbuch. Die Äusserungen und Meinungen in den Interviews sind persönlicher Natur. Im Rahmen der Serie beziehen Exponenten unterschiedlicher Organisationen und Parteien Stellung. Deloitte ist unabhängig, neutral und unterstützt keine politischen Institutionen.
Was schätzen Sie an der Schweiz?
- Die hohe Lebensqualität: Wir können uns frei und sicher bewegen, äussern und uns persönlich entfalten.
- Unsere Landschaften mit ihren Bergen, Gletschern und Wäldern sowie die historischen Dörfer und Städte der Schweiz sind einzigartig.
- Die staatlichen Strukturen sind solid, was uns beispielsweise gute Ausbildungsmöglichkeiten, gute Infrastrukturen (Strasse, Schiene, Strom, Telekommunikation) und den Unterhalt eines sozialen Netzes ermöglicht. Ausserdem beziehen wir mit unserem politischen System die Menschen in die Entscheidungen ein. Damit vermeiden wir grössere Frustrationen und stärken den sozialen Frieden und den Zusammenhalt der Schweiz.
Welche Erwartungen haben Sie als Bürger an die Schweizer Verwaltungen?
Die „Verwaltung“ besteht aus Menschen, die kompetent sind und eine gute Arbeit machen wollen – das will ich als Bürger spüren. Die Abläufe sollen effizient, nah am Bürger und freundlich im Ton sein.
Was würden Sie in der Schweiz sofort ändern, wenn Sie die Möglichkeiten dazu hätten?
Die Schlechtredner- und Schlechtmacher-Kultur beseitigen.
Wo sehen sie die grössten Herausforderungen für die Schweiz in den nächsten Jahren?
Erstens: die Wahrung unserer Umwelt und damit unserer Lebensqualität. Zweitens: die Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn und mit der Welt für einen starken Werk- und Denkplatz. Drittens: die visionäre Entwicklung der Gesellschaft mit Blick auf die stattfindende digitale Revolution.
Als Generalsekretär des UVEK haben Sie Einblick in die unterschiedlichsten Prozesse der Bundesämter. Sehen Sie hier Optimierungspotential?
Die Zusammenarbeit zwischen den Bundesämtern funktioniert dank einem intensiven Austausch gut. Dennoch gilt: Man kann nie genug miteinander reden. Dass unterschiedliche Menschen mit unterschiedlicher Ausbildung und unterschiedlicher Perspektive mitunter nicht das Gleiche meinen, wenn sie zusammen diskutieren, wird sich nie ganz vermeiden lassen – zumal in der Bundesverwaltung vier Landessprachen aufeinandertreffen. Aber wir sind in der Schweiz geübt darin, den gemeinsamen Nenner zu finden.
Welche relevanten Unterschiede sind in der Personalrekrutierung und –betreuung zwischen den Bundesämtern vorhanden?
Die Gemeinsamkeiten überwiegen: Alle Bundesämter basieren auf den gleichen personalpolitischen strategischen Grundlagen, nutzen das bundesweite eRecruiting-System und verfügen über die gleichen Instrumente im Rahmen der Personalrekrutierung und –führung. Alle engagieren sich dafür, in einer digitalen Gesellschaft und angesichts des demographischen Wandels - trotz Sparmassnahmen -den Wissenstransfer sicherzustellen und allen Mitarbeitenden – Männern und Frauen – Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben zu ermöglichen. Aber natürlich gibt es auch Unterschiede: Ämter mit einem hohen Anteil an Personal aus den Ingenieurwissenschaften haben grössere Schwierigkeiten, den Bedarf an qualifizierten Fachkräften, insbesondere auch an weiblichen Fachkräften zu decken. In unserem Verwaltungszentrum in Ittigen bei Bern ist es schwieriger, französisch- und italienischsprachige Mitarbeitende zu rekrutieren als im zweisprachigen Biel.
Welchen Herausforderungen stellen sich Arbeitgeber im öffentlichen Sektor in Bezug auf Rekrutierung?
Für die Aufgabenerfüllung im UVEK ist die Sicherstellung des Bedarfs an motivierten und fachlich hoch kompetenten Fachkräften, insbesondere im Ingenieurwesen, personalpolitisch zentral. Dies bleibt angesichts des aktuell ausgetrockneten Arbeitsmarktes im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), der demographischen Entwicklung, einer stärkeren Konzentration auf die einheimischen Arbeitskräfte sowie spezifischen Anforderungen zur angemessenen Sprach- und Geschlechtervertretung eine Herausforderung. Wir bieten spannende Arbeitsinhalte und moderne Arbeitsbedingungen, sind verlässlich und stehen als Arbeitgeberin Bundesverwaltung für hohe ethische Ansprüche. Gleichzeitig zeigen aber Umfragen und Analysen, dass unserer Zielgruppe die Bundesverwaltung als attraktive Arbeitgeberin im MINT-Bereich zu wenig wahrnimmt. Wir haben mit gezielten Massnahmen bereits Fortschritte erzielt, aber wir können unser Profil noch schärfen und unseren Bekanntheitsgrad sowie unsere Attraktivität noch erhöhen.
Welche Empfehlungen haben Sie, um sich als öffentlicher Dienstleister im Arbeitsmarkt als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren?
Wir müssen den Wandel vom Arbeitgeber- hin zum Arbeitnehmermarkt aktiv nutzen und unsere Instrumente entsprechend überprüfen und neuausrichten (z. B. Active Sourcing). Dafür gilt es die Bedürfnisse der Zielgruppe und den Bedarf der Ämter zu kennen. So wissen wir, dass MINT-Fachkräfte vor allem von den interessanten Arbeitsinhalten unseres Departements fasziniert sind, sich gerne langfristig für wichtige Projekte einsetzen – sei es auf nationaler als auch internationaler Ebene – und sich weiterentwickeln möchten. Auf dieser Basis und im Rahmen eines professionellen Marketings kann eine authentische Arbeitgebermarke aufgebaut werden, und wir können mit Botschaften für uns werben, die uns von anderen Mitbewerbenden unterscheiden. Ausserdem müssen wir vermehrt die eigenen Mitarbeitenden als Markenbotschafterinnen und -botschafter gewinnen, die in ihren sozialen Netzwerken, auch online, unsere spannenden Tätigkeiten weiterempfehlen. Schliesslich müssen wir uns täglich dafür einsetzen, dass uns sowohl potenzielle als auch angestellte Mitarbeitende im Arbeitsalltag als eine glaubwürdige und professionelle Arbeitgeberin erleben.
Welche Technologie fasziniert Sie zurzeit am meisten?
Die Umsetzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse – beispielsweise aus Mathematik, Physik, Chemie, Ingenieurwesen - zugunsten der Gesellschaft im Bereich der digitalen und sozialen Weiterentwicklung.
Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne zu Abend essen – und warum?
Mit der Wissenschaftlerin Marie Curie.
Welches Buch empfehlen Sie als „Must Read“?
Ich masse mir nicht an, ein Buch zu empfehlen. Ich empfehle aber, viele Bücher aus allen Sparten zu lesen. Lesen bereichert!
Weitere Interviewserien:
- KMU SWISS AG, Armin Baumann
- BDP, Martin Landolt
- FDP. Die Liberalen - Christian Wasserfallen
- Universität St. Gallen - Prof. Dr. Kuno Schedler
- Bundesamt für Umwelt – Marc Chardonnens
- Avenir Suisse – Dr. Peter Grünenfelder
- Staatslabor - Alenka Bonnard
- Economiesuisse - Monika Rühl
- Bundesamt für Verkehr – Peter Füglistaler
- Switzerland Global Enterprise – Daniel Küng
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